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Sexuelle Befreiung und Spiritualität – Themen, die wir schlecht-hin mit New Age in Verbindung bringen, standen vor einhundert Jahren bei Freuds Anhängern hoch im Kurs.

Es war nicht nur die therapeutische Methode der Selbsterfah-rung, die die Psychoanalyse so schnell populär machte. Sondern insbesondere die Aussicht, von ungeliebten Fesseln der Tradition

befreit zu werden. Tatsächlich wurde sie als dritte Revolution apostrophiert und neben die industrielle Revolution und den Umsturz des physikalischen Weltbildes gestellt. Schließlich ver-sprach sie die Befreiung von zivilisatorischen Zwängen, die sich die Gesellschaft auferlegte und von der inneren Zensur, die die Seele belasteten.

So wurde die Psychoanalyse von einer Reformbewegung aufge-griffen, die auf Grundsätzen einfacher Lebensform, sexueller Freizügigkeit, kollektivem Eigentum und Naturverbundenheit basierte. Mit dem klangvollen Namen »Monte Verita« (Berg der Wahrheit), wurde ein Zentrum errichtet, nicht in Indien oder Tibet, sondern bei Ascona im Tessin. Dieses entwickelte sich in den Jahrzehnten nach 1900 zu einem intellektuellen Treffpunkt, wo Ärzte, Künstler, Dichter, Philosophen und Psychologen aus ganz Europa zusammenkamen und neue Formen des Zusammen-lebens propagierten und ausprobierten.

Die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts gibt generell ein erstes Abbild unserer heutigen Themen: Der herrschende Reformopti-mismus proklamierte neben einer 'Neuen Ethik' den Tierschutz und eine vegetarische Ernährung. Frauenrechtler führten Ge-schlechter- und Sexualdebatten. Kultur, Antrophologie und Körperkult verhießen eine 'Morgenfrühe'.

WAS SIE ÜBER
SIGMUND FREUD
NOCH NICHT
WUSSTEN.

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